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Mittelstufen-Theater-AG des SvLG spielt Sketch-Sammlung

von Alina Rehmann/Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Gaildorfer Rundschau

Die Mittelstufen-Theater-AG beweist bei ihrer Aufführung komödiantisches Talent. Die Schülerinnen und Schülerpräsentieren die Sketchsammlung „Aus dem Ruder gelaufen“ von Thorsten Böhner. „Der heutige Abend sollte eigentlich von den Krankenkassen bezuschu
sst werden.“ Mit diesen Worten und einem Augenzwinkern eröffnete Schulleiter Jürgen Riehle die Theateraufführung der Mittelstufe im Schenk-von-Limpurg-Gymnasium Gaildorf. Denn Lachen sei ja bekanntlich gesund…

Zum Lachen gab es in der Tat einiges an diesem Dienstagabend. Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler des Mittelstufen-Ensembles unter der Leitung von Nina Rose präsentierten sich bestens vorbereitet und meisterten ihre Auftritte mit Bravour. Buchstäblich „Aus dem Ruder gelaufen“ sind die herrlich chaotischen Szenen in der gleichnamigen Sketchsammlung von Thorsten Böhner, in denen ein Bankräuber mit Grammatikkenntnissen überlistet, Rollen getauscht, Zukunftsszenarien entworfen und Alltagssituationen karikiert werden. Gekonnt schlüpften die ambitionierten NachwuchsMimen in die einprägsamen, skurrilen Persönlichkeiten der slapstickartigen Komödien und hatten sichtlich Spaß bei der Sache. Kein Wunder, geht es doch in den kleinen Stücken drunter und drüber, die Ereignisse überschlagen sich und bieten reichlich Entfaltungsspielraum. In der Einstiegsszene korrigieren eine gelangweilte Bankangestellte, ein streitlustiges Ehepaar und schlussendlich auch zwei Polizisten Satzbau und Ausdrucksweise eines ungehobelten Bankräubers. Als die Akteure beginnen, über den Kopf des Räubers hinweg grammatikalische Fragestellungen zu erörtern, empfindet der Zuschauer beinahe ein wenig Mitleid mit ihm. Wenig besser ergeht es einer Polizistin beim Dienst in der Notrufzentrale. Zwar erteilt sie anfangs noch altkluge, zum Teil abstruse Ratschläge und wimmelt alle Hilfesuchenden so schnell wie möglich ab. Eine sächsische geständige Taubenmörderin namens Frau Höschen, die zu allem Übel an Demenz zu leiden scheint, bringt sie jedoch an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

Ruder
Nico Pratz, Linda Müller, Elisabeth Hoßbach als Männer, die ihre Frauen beim Fußballgucken nerven.

Vor dem Bildschirm tobt der Kampf der Geschlechter

Dem Zusammenbruch nahe sind auch die Arbeitskräfte von morgen. Im Jahr 2050 dürfen sie erst im Alter von 85 Jahren in Rente gehen. Bewohner eines Altersheims sind fitter als ihre zahnlose Heimleiterin, arbeitsunfähige, aber immer noch steuerzahlungspflichtige Angestellte werden absichtlich bei Rot über die Ampel geschickt, um „das Problem zu lösen“. Trotz allem schert sich ein skrupelloser Politiker keinen Deut um die missliche Lage der alternden Bevölkerung, er denkt einzig und allein an sein Honorar. Galgenhumor vom Feinsten. Kurz darauf entwickelt sich aus einem gemütlichen Fernsehabend ein handfester Geschlechterkampf, in dem sich wohl so mancher Besucher schmunzelnd wiedererkennt. Paradoxerweise sind in der Szene die Rollen von Männern und Frauen genau vertauscht. Während sich die Männer sozusagen zum „Mädelsabend“ verabreden, Sekt schlürfen und
gemeinsam auf die Toilette gehen, planen die Frauen eine gemeinsame Harley-Spritztour, schimpfen über unfaire Schiedsrichter bei der Fußball-WM und verhalten sich im Allgemeinen ziemlich männlich. Beim lautstarken Torjubel funken die Männer mit einem vorwurfsvollen „Muss das denn immer so ausarten!“ dazwischen und vertreiben die Frauen schlussendlich unter dem Gelächter des Publikums aus dem Zimmer. Flüchten würde der Mann einer shoppingwütigen Frau mindestens ebenso gerne. Sie verschleudert sein Geld und bestellt sich gar eine „Glückserbse“, die als Talisman Shoppingerfolge und positive Erlebnisse garantieren soll. Ihren Mann missbraucht sie währenddessen als eine Art menschlichen Türöffner für Paketboten und Lieferanten, die ihre Rente aufgrund der ständig eingehenden Bestellungen bereits als „gesichert“ betrachten. Ihren Applaus hat sich die Mittelstufentheater-AG redlich verdient, die Schüler spielten authentisch und mit viel Enthusiasmus. Allerdings hätte der Premiere am vergangenen Dienstag ein deutlich größeres Publikum gebührt.