Trotz Supernanny acht Leichen
Umjubelt: Theater AG des Gaildorfer Gymnasiums spielt einen „frisierten“ Hamlet
Bei ihrer Premiere des Stückes „Der bestrafte Brudermord oder Prinz Hamlet aus Dänemark“ wurde die Theater AG des Schenk – von – Limpurg – Gymnasiums am Freitag vom Publikum gefeiert.
Irmtraud Koch, 28. Oktober 2009 (Gaildorfer Rundschau)
Selten sah man bei einem Drama Leichen so heiter auf und von der Bühne purzeln wie bei dieser Inszenierung der Theater AG des Schenkengymnasiums. „Der bestrafte Brudermord“, auch „der deutsche Hamlet“ genannt, stammt von einem Anynymus des 17. Jahrhunderts und befasst sich – zwar mit einigen Mutationen der darmatis personae und Namen – mit demselben Stoff wie der Shakespearsche Hamlet. Wanderbühnen spielten den deutschen lieber, wohl wegen seiner kompakten Handlung.
Allerdings hat für die Schulaufführung am Schenk – von – Limpurg – Gymnasium der regieführende Thomas Höll das Drehbuch zusätzlich „frisiert“. So stellte er dem dänischen Königshof zur Lösung seiner Intrigen und Beziehungskrisen eine Supernanny zur Seite (Julia Tamkus). Vergebens: acht Leichen lautet die Bilanz.
Zentral steht im Stück nicht Hamlet sondern sein böser Onkel Erico, meisterhaft gemimt von Susi Erhard. Angetan mit steiler Krone, Purpur, Hermelin und Tigerpfoten – Puschen hüpft der Brudermörder über die Bühne á la Parodie auf Daniel Kühlböck. Am Halse hängt ihm seine Buhle Sigrie, die Mutter Hamlets (Kristin Häußermann). Um das verbrecherische Paar herum kobolzen, „Op-Artig“ bemalt, die Hofnarren Phantasma und –mo (Lena Paxian, Steven Perus) in akrobatischer Steillage. Auch die übrigen Spieler glänzen durch ungebremste Spielfreude: Johannes Mohn als Hamlet und Bauer Jens (Philip Perus), der Geist von Hamlets Vater (Larissa Frey), Horatio (Alexandra Schöneck, Ophelia (Audrey Weber), ihr Bruder (Svenja Matthes), ihr Vater (Maren Wöhrle), die Schildwachen (Philipp Balz, Lisa Schlüter) und der Priester (Elsa Brandt).
Ach, es geht turbulent zu: Zwei Banditen in glaubhaftem Outfit (Marco Brändle, Patrick Staiger) nieten an Stelle von Hamlet sich gegenseitig um. Jens der Bauer, wird durch das Eintüten von Milch in seiner Existenz bedroht. Die Nacht (Leonie Amann) bringt Hexen (Sina Pünger, Marielle Drobny, Martha Szydelka) fort wie bei Macbeth jedoch hier in rockender und mit Raucherhusten behafteten Form. Höll zaubert einen Theaterdirektor mit Frau (Kevin Heinrich, Rebekka Lauer) aus dem Hut und lässt am Ende wie Shakespeare den norwegischen Fortinbras (Vera Steigerwald) die Macht übernehmen. Und so gilt am Schluss, was auch am Anfang galt: Der König ist tot. Es lebe der König – und die vielen ungenannten Helfer, die zum Gelingen dieses urkomischen Spiels beigetragen haben.
Mit freundlicher Genehmigung der Rundschau