Presse

Theater AG inszeniert Ringsgwandl

von RALF SNURAWA, Gaildorfer Rundschau 25. Oktober 2010

Georg Ringsgwandls „lausige“ Operette „Die Tankstelle der Verdammten“ hat die Theater AG des Schenk-von-Limpurg- Gymnasiums inszeniert – durch- weg überzeugend, fand auch das Premierenpublikum. 

Gaildorf. Nein, „lausig“ ist die Inszenierung der Ringsgwandl-Operette durch die Schülerinnen und Schüler des Schenk-von-Limpurg-Gymnasiums und Thomas Höll nun wirklich nicht. Sie müssen vielmehr schon profihaft über zwei Stunden Bühnenpräsenz zeigen. Und das gelang ihnen bei der Premiere am Freitagabend in der Schulaula in den unterschiedlichsten Rollen und Situationen ganz hervorragend. Immer wieder war es vor allem das infernalische Putzfrauen-Trio, das das Publikum durch Karikaturhaftes zum Lachen zu bringen vermochte.

Zwischendurch – kurz vor der Pause – stießen der als Dr. Prittwitz überzeugende Johannes Mohn und Tino-Darsteller Phillip Perus als Hans Rechts und Peter Links mit ihrer Werbesendungsparodie über Currywurst in dasselbe Horn.

Selbst die Nebenschauplätze werden zum Ereignis 

Johannes Mohn hatte um diese slapstickhafte Nebenrolle herum den fiesen, aber letztlich doch auch lächerlich angeberischen Dr. Prittwitz zu einer wunderbar dargestellten Negativfigur des Stückes werden lassen. Das konnte etwa im Duett mit Marta Szydelko als Frau Dreher, die Mutter Chucks und Ivos, durchaus witzig werden, besonders nach „Die Macht der Gene“ zu „Das verrückte Chromosom“ mit Charleston-Einlage. Susi Erhardt hat die Hauptrolle des Chuck übernommen und ist damit auch Gegenspielerin von Prittwitz.

Chuck ist der verloren gegangene Gitarrenstar, der sein Dasein als Angestellter in einer heruntergekom- menen Tankstelle zusammen mit Tino fristet. Susi Erhardts Chuck ist aber auch ein Haudegen, der sich nichts gefallen lässt, und alle möglichen Gegner über die Bühne und den Boden wirft.

Genauso zupackend, aber mitreißend geraten ihr die Songs wie etwa „Soziale Ratte“ und der Traum von „London, Tokyo, LA“. Der nur ein Traum bleibt, denn Putzfrau Olga, hinreißend gespielt von Rebekka Lauer, hatte dummerweise den Anruf der Agentin der „Rolling Stones“ entgegengenommen – und das ohne Englischkenntnisse!

Fordernd und sexy wirkt Lena Paxians Angie, die Freundin Chucks. Gerne spielt sie mit ihren männlichen Gegenübern, sei es Chuck, sei es Prittwitz – giftende Streitgespräche nicht ausgeschlossen. Songs wie über die „Liebe auf dem Campingplatz“ im Stil von „Diamond Are A Girl’s Best Friends“ oder das Schlussstück „Wir alte Rock’n’Roller“ verstand sie mit ihrer Stimme Leben einzuhauchen.

Neben dem Haupthandlungsstrang gerieten durch das Können der Schüler auch Nebenschauplätze zu Ereignissen, die man hinterher auf keinen Fall missen mochte. Dazu gehört die Szene mit dem Hochzeitstagspaar Uwe Baumann (auch als Hausmeister zu erleben) und Steffi Beuter (auch Geschäftsfrau, Agentin und einfach nur Möbelpacker-Mädel). Und Kevin Heinrich lässt seinen Bierflaschen-Philosophen Karl zum Shakespearschen Kommentator werden, der am Ende als Teufel alle Fäden in der Hand hält.

Bei der Schlussnummer geht’s im Wortsinn teuflisch zu.
Bei der Schlussnummer geht’s im Wortsinn teuflisch zu.

Denn am Ende finden sich die Prittwitz-Gang der Möbelpacker mit ihrem singenden Vormann (Rexford Manu) in der Hölle wieder. Voran geht ein Showdown mit Chucks Herzanfall, weil Olga vergessen hat, die Telefonnummer der Agentin zu erfragen, und mit der Erschießung Prittwitz’ durch Angie, die wiederum versehentlich von Olga erschossen wird. Da bleibt natürlich Platz zum Philosophieren im Schlusssong, den die „Oncle Bernie & Die Rumhänger von der Tanke“-Band unter der Leitung von Bernd Scheiderer ebenso einfühlsam begleitet wie alle Stücke davor.

Mit freundlicher Genehmigung der Gaildorfer Rundschau