Im Bett ist es gemütlich warm. Dann schrillt der Wecker. Bobby, der Aufziehwecker, und Elvis, der Radiowecker, würden lieber liegen bleiben. „Der Wecker geht mir auf die Nerven“, sprechen die einen, „wir Uhren müssen immer eilen, dürfen nicht verweilen“, singt der riesige Chor. „Uhren müssen spuren“, lautet die Devise der Superuhr, der Herrscherin im Uhrenreich. Die Welt muss funktionieren, und will eine Uhr nicht parieren, dann landet sie auf dem Schrott. Ihre Handlanger und Spürhunde sorgen dafür. Doch das ruft die goldene Rita Rolex, die Sonnenuhr, die rote Armbanduhr, die Taucheruhr und alle anderen Uhren auf den Plan. Sie spüren, dass es im Leben auch etwas anderes geben muss als ewiges Gehetze. Die Spieluhr tanzt zu zarten Tönen, Freundschaft und Liebe kommen ins Spiel – die Superuhr hat verloren.
Es ist Tradition am Gaildorfer Schenk-von-Limpurg-Gymnasium, dass sich die „Neuen“ gegen Ende des Schuljahrs der Schulgemeinschaft und den Freunden des Hauses vorstellen. „Ausgetickt“, das Musical von Gerhard A. Meyer, bringt ein ganzes Heer an jungen Darstellern auf die Bühne. Damit alle zum Zug kommen, sind fast alle Rollen mehrfach besetzt. Das ist zwar ungewöhnlich, aber durchaus von Vorteil, weil drei oder fünf Stimmen den großen Raum besser erfüllen als eine. Nicht alle Sänger sind so forsch drauf wie Öli und Schrauber im blauen Anton, die besten „Uhrologen“. Für die Technik sind Schüler der zehnten Klasse zuständig, für die Maske ein Team aus diversen Klassenstufen, fürs Bühnenbild die Kunst-AG. Kilian Bauer, Vincent Eissing-Boyny und Erika Theil haben das Stück einstudiert und begleiten es. Im Atrium ist kein Stuhl frei. Manche Besucher stehen oder sitzen auf kleinen Tischen.
„Sekunden zerhacken, Minuten zerknacken“, lautet eine Textpassage, „ticken, tacken, ticken, tacken, gehen, sausen, niemals Pausen“, eine andere. So ist es im Leben. Immer schön auf Zack, stets auf vollen Touren. Die Zeit, die Uhr hat die Menschheit im Griff. Und es bedarf tatsächlich mancher List, sich aus ihren Fängen zu befreien. Das Musical kommt stilistisch federleicht daher, doch dahinter verbirgt sich ein schweres Thema. Warum muss alles minutiös getaktet, effektiv und perfekt sein? Warum nicht mal der Zeit entfliehen, den Weg in die Freiheit suchen, ein Stückchen von der Ewigkeit kosten? Wortspiele verleihen der ernsten Geschichte eine heitere Note. Die Töne des Klaviers untermalen sie. Das Publikum ist begeistert und bedankt sich mit stürmischem Applaus.
Mit freundlicher Genehmigung der Gaildorfer Rundschau/Brigitte Hofmann