Aufwärmübungen bei den Proben

Die Proben für das neue Stück laufen schon! Ob nörgelige Patienten, Lehmhüttenbauer oder Psychopathen – bei den Theaterproben am Gaildorfer Gymnasium können Schüler jede Rolle übernehmen. Und haben dabei eine Menge Spaß!

Die Sonne scheint, es ist warm – wieso also im schattigen Atrium proben?! Das denken sich auch die knapp 16 Jungen und Mädchen der Oberstufen-Theater-AG samt Deutschlehrer Thomas Höll, und verlegen die Probe in den Schulhof. Insgesamt treffen sich 20 Schüler einmal wöchentlich, um dann einmal im Jahr aufzutreten. Im Herbst wollen die jungen Schauspieler „Die Oper vom großen Hohngelächter“ von Dario Fo aufführen. Eine eher moderne Dreigroschenoper, in der es um hauptsächlich Geld, Korruption und Macht geht. Es herrscht eine lockere Atmosphäre während der Probe, trotzdem hören alle zu, wenn Thomas Höll erklärt. Los gehts mit Aufwärmübungen. „Die Schüler kommen direkt aus dem Unterricht, die müssen sich erst lockern und hier ankommen“, begründet Thomas Höll. Und schon laufen die jungen Schauspieler kreuz und quer durcheinander, mal schnell, dann langsam – mal groß oder klein. „Mit Schülern während einer Probe zu arbeiten ist ganz anders als in der Klasse“, erzählt Höll. „Man muss Ideen verwirklichen, seinen Körper einsetzen und sich auch mal überwinden.“ „Mir macht es Spaß in andere Rollen zu schlüpfen“, sagt Dirk Noller (17), der schon vergangenes Jahr dabei war. „Es ist toll, dass alle sagen können, was sie wollen und so richtig verrückt sein können!“, erklärt die 16-jährige Alicia Schneider. Nach dem Aufwärmen geht es mit Improvisationsaufgaben weiter. Die Schüler müssen spontan auf Standbilder reagieren, oder sich kurze Szenen ausdenken und vorführen. Die einzige Bedingung: Es geht ums Thema Warten. Schon nach wenigen Minuten zanken sich Patienten im Wartezimmer, während ein paar Mädchen lästernd in der Toilettenschlange stehen. Jede Idee ist kreativ und spontan entstanden. „Ich mag die Improvisationen immer am meisten, das ist total cool und echt witzig!“, sagt Berfin Cevirme (17) lachend. „Mir ist es wichtiger, mehr zu spielen und weniger auf den Text zu achten“, meint Thomas Höll. „Am Ende sollte es so sein, dass man nur an Gestik und Mimik erkennt, was die Schüler für eine Rolle darstellen.“ Deshalb ist es auch normal, wenn plötzlich ein Schüler nur noch Brabbel-Laute von sich gibt, und ein Moderator frei interpretieren darf, was das heißen soll. Dann stehen da auf einmal Greenpeaceaktivisten, die sich für vom Himmel fallende Vögel einsetzen, oder Lehmhüttenerbauer, die mit seltsamen Sprichworten aufwarten: „Wer im Lehmhaus sitzt, sollte nicht an die Wand pinkeln.“ „Die Szenen unseres neuen Stücks erarbeiten wir auch durch Improvisationen. Oft entstehen sogar bessere Ideen als im Original. Dann ändern wir das einfach“, erklärt Höll. „Wenn die Schüler zu viel nachdenken, dann schadet das manchmal und sie spielen viel schlechter.“ Deshalb dauert auch jede Übung nur wenige Minuten. „Als Student habe ich selbst Theater gespielt, mal gut und mal in richtig peinlichen Rollen“, gesteht Thomas Höll. „Jetzt bin ich seit etwa zehn Jahren Theaterlehrer.“on Alexandra Schöneck

Mit freundlicher Genehmigung des Haller Tagblatt

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